Katastrophenschutzübung am 04.05.2024.
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Mit einer groß angelegten Übung haben Wasserwacht und Bergwacht am Wochenende für Hochwassereinsätze in München trainiert.

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"Müsste öfter sein": Großübung für Hochwasser-Notlage in München

Mit einer groß angelegten Übung haben Wasserwacht und Bergwacht am Wochenende für Hochwassereinsätze in München trainiert. Dort ist es die erste Übung dieser Art seit zehn Jahren. Doch eigentlich müssten solche Trainings öfter stattfinden.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Johann Penn erinnert sich noch gut an seinen Hilfseinsatz während der Jahrhundertflut 2013 in Passau und Deggendorf. "Wenn man sieht, was für eine Power die Wassermassen haben, ist das schon Wahnsinn", sagt der stellvertretende technische Leiter der Kreiswasserwacht München ehrfürchtig. Aber nicht nur die Kraft des Wassers ist ihm in Erinnerung geblieben: Auch die vielen Menschen, die so viel in den Fluten verloren haben, wird er nicht vergessen. "Wir haben ja heutzutage Versicherungen für alles", sagt Penn, "aber wenn das Familienalbum die Donau runterschwimmt, dann kannst du die Erinnerungen daran nicht versichern."

Menschen auf einem Dach in den Wassermassen

Es sind Hochwasserlagen wie diese, für die die Kreiswasserwacht und die Bergwacht München sich an diesem Wochenende vorbereiten wollen. Rund 130 Leute sind bei der Hochwasserübung am Langwieder und Riemer See dabei. Einige sind als Mimen am Einsatz beteiligt und müssen also ein Opfer in den Fluten simulieren. Andere sind als Helfer unterwegs und müssen ihr Können bei den Evakuierungen unter Beweis stellen. Andere wiederum beobachten und bewerten die Leistung der sogenannten Hochwasserrettungszüge.

Fingierter Stromausfall

Auf dem Plan stehen unterschiedliche Übungen: Mal müssen die ehrenamtlichen Helfer ein Boot von einem steilen Abhang in den See ablassen. Da ist die Hilfe der Bergwacht besonders wertvoll, sagt der technische Leiter der Wasserwacht München, Rudolf Brettner: "Die sind in Sachen Seiltechnik natürlich ein bisschen fitter als wir", sagt er.

Direkt im Anschluss sind die Truppen schon wieder unterwegs zum nächsten Einsatz: Plötzlich sitzen vier Menschen auf einem Holzdach mitten im Lußsee. Mit mehreren Booten bergen die Helfer die Statisten und bringen sie sicher ans Ufer. Und so geht es weiter: Eine Großevakuierung von mehr als 30 Menschen steht noch auf dem Plan, gefolgt von einem fingierten Stromausfall.

Übungseinsatz 24 Stunden am Stück

Das Besondere an der Übung: Sie dauert volle 24 Stunden. Die Einsatzleiter Brettner und Penn gewähren ihren Helfern lediglich eine kurze Mittagspause und rund zwei Stunden Schlaf. Und das hat einen Grund: "Im Realfall werden die Einsatzkräfte über viele Stunden psychisch und physisch gefordert, was vor allem über Nacht die Helfer an ihre Grenzen bringen kann", erklärt eine Sprecherin der Wasserwacht schriftlich. Ziel sei es, dass die Helfer sich während der Übung vorsichtig an ihre Grenzen herantasten könnten.

Immer mehr Hochwasserlagen in Bayern

Der Klimawandel macht Hochwasserlagen wie die Jahrhundertflut 2013 oder die Flut im Ahrtal 2021 immer wahrscheinlicher. Erst letzte Woche waren Teile Ober- und Unterfrankens von Hochwasser betroffen. Eine gute Vorbereitung auf solche Extremsituationen werde in Zeiten des Klimawandels immer wichtiger, sagt Rudolf Brettner, technischer Leiter der Kreiswasserwacht München: "Wir haben regelmäßig Hochwasser und Starkregenereignisse, der Klimawandel geht an uns eben auch nicht spurlos vorbei." Umso wichtiger sei es, dass Helfer von Wasserwacht und Bergwacht für den Ernstfall gewappnet sind.

Aufwändige Vorbereitung

Doch die Vorbereitungen für so eine Übung sind aufwändig: Ganze eineinhalb Jahre sei die Übung geplant worden, berichtet eine Sprecherin der Wasserwacht München.

Die letzte Übung des Hochwasserrettungszugs im Kreisverband München ist schon fast zehn Jahre her. "Eigentlich müsste so was alle fünf Jahre stattfinden", gibt Einsatzleiter Brettner selbstkritisch zu. Ab sofort sei geplant, dass Hochwasserübungen in München alle sieben bis acht Jahre stattfinden, so eine Sprecherin der Münchner Wasserwacht. Immerhin: Bayernweit fänden solche Übungen bereits alle drei bis fünf Jahre statt. Zuletzt gab es vorige Woche eine Katastrophenübung in Neu-Ulm. Dort ging es allerdings nicht um eine Hochwasserlage.

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